Nach Recherchen der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 kommt es in Oberösterreich und der Steiermark auch heuer wieder zu einem Bienensterben durch Vergiftungen aus der Chemie im Maisanbau. Während in Deutschland und Italien Verbote zum Schutz der Bienen verhängt wurden, wurde in Österreich dieser Tage wieder mit Clothianidin gebeiztes Mais-Saatgut ausgebracht. "Wir fordern, das für das Bienensterben verantwortliche Insektengift sofort aus der Landwirtschaft zu verbannen. Solche Nervengifte gehören in den fest verschlossenen Giftschrank und nicht auf unsere Äcker", empört sich Werner Müller, Bienenexperte von GLOBAL 2000.
Anlässlich der Hauptversammlung des Bayer-Konzerns am vergangenen Freitag gab der Deutsche Berufs- und Erwerbs Imkerbund folgende Presseerklärung ab: Nach der Katastrophe von 2008 und der erneuten Vergiftungen in 2009 nicht nur in Österreich und der Schweiz, durch das BAYER Produkt Poncho, ist behauptete Bienensicherheit offensichtlich nicht gegeben. Daran ändern auch die ständigen Versuche seitens der BAYER AG nichts, durch den Verweis auf Bienenkrankheiten die Öffentlichkeit von der Gefährlichkeit dieser Insektizide abzulenken. Diese erneuten Vergiftungen nehmen wir nun auch zum Anlass festzustellen, dass die bei der Zulassung vorgelegten Studien nicht den Praxisbedingungen entsprechen und die BAYER AG möglicherweise bewusst interne Erkenntnisse zurückgehalten hat, um trotzdem eine Zulassung dieser Wirkstoffe zu erreichen. So war Mitarbeitern von BAYER nachweislich bereits seit 1997 bekannt, dass insektizidhaltige Beizmittel bei der Ausbringung durch pneumatischen Sämaschinen zu Bienenvergiftungen führen.
Am 30. April fand in Köln die BAYER-Hauptversammlung statt. Wir dokumentieren nachfolgend den Redebeitrag des Berufsimkers Christoph Koch im Namen des deutschen und europäischen Berufs- und Erwerbsimkerbundes.
Die Imker galten bislang als friedliebende Menschen, doch mit der Beschaulichkeit ist es vorbei. Berufsimker im Rheinland protestieren gegen den Einsatz von Insektiziden, wie das Bayer-Produkt Clothianidin, das in verschiedenen Pflanzenschutzmitteln enthalten ist.
Das mysteriöse Bienensterben in den USA alarmiert inzwischen auch Ernährungsexperten: Das Verschwinden der Insekten könne eine Krise in der Nahrungsversorgung auslösen.
Böses Erwachen bei den Imkern im Hochschwarzwald: Viele ihrer Bienen sind schlecht durch den Winter gekommen.
Milbenbefall hat die Krefelder Bienenvölker stark dezimiert. Im Winter sind bei den Imkern bis zu 50 Prozent der Bienen gestorben. Jetzt bangen die Hobby-Gärtner: Im Sommer werden die Obstbäume wohl weniger Früchte tragen.
Für viele Imker beginnt dieser Frühling mit großen Verlusten. „Habe heute meine Totvölker ausgefegt“, schreibt ein Bienenfreund aus dem südlichen Brandenburg in einem Internetforum, am Ende seines Eintrags stehen „traurige Grüße“. Ähnlich betroffen sind Imker überall in Deutschland. Jede fünfte Biene hat den harten Winter nicht überlebt, so lautet das Ergebnis einer Umfrage des Fachzentrums Bienen und Imkerei im rheinland-pfälzischen Mayen, an der rund 1500 Imker teilgenommen haben.
Wasserversorger und Grüne warnen: Sie fürchten, dass sich neue Vorschrift bei der Aussaat von gebeiztem Mais negativ aufs Grundwasser auswirkt. Das Land Steiermark sieht keine Gefahr.
Imker im Land schlagen Alarm. Der zunehmende Mais-Anbau schadet den Bienen. "Untersuchungen haben ergeben, dass die Lebensdauer der Völker dadurch 25 bis 30 Prozent kürzer ist", sagt Margret Peters vom Landes-Imkerverband. Grund: Durch den starken Maisanbau für Biogasanlagen und die Aufgabe von Stilllegungsflächen herrsche akuter Pollenmangel. Ein weiterer Schlag gegen die ohnehin gebeutelte Bienenwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Die Zahlen sind alarmierend. Vor 20 Jahren unterhielten die 6000 Imker im Land noch 120 000 Völker. Heute sind es nur noch rund 15 000 und 1500 Imker.
Mit Sorge beobachtet Margret Peters die Anbauverhältnisse in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren. "Wir haben nur noch den Raps, und dann finden die Bienen kaum noch andere Pollen", sagt die Imkerin. Im Sommer müsse die Biene zwangsläufig in den Mais fliegen. Der habe zwar viele Pollen, aber nur von geringer Qualität für die Bienen. "Pollen sind Energiefutter und enthalten wichtige Eiweiße. Der Maispollen hat davon zu wenig", erläutert Peters. Die Biene sammle zwar auch diesen Pollen ein, kann davon aber nicht genug zehren, das Immunsystem werde geschwächt. So glaubt Peters auch nicht, dass das periodisch immer wieder auftretende massenhafte Bienensterben allein auf die Varroamilbe zurückzuführen ist. "Die Milbe gibt es seit 30 Jahren. Wir Imker haben gelernt, damit umzugehen", sagt die Parchimerin. Aber die Bienen seien anfälliger, wenn sie nicht ausreichend mit Pollen versorgt werden.
Text von Christine Heidemann
Jeden Winter, kurz vor der weltgrößten Blütenbestäubung auf den Mandelplantagen Kaliforniens, verschwinden Hunderttausende Bienenvölker spurlos. Forscher versuchen, das mysteriöse Massensterben aufzuklären.
„Uns drohen stumme Sommer“, warnt Erich Wiedemann aus Wittislingen, seines Zeichens Hobbyimker und Kreisvorsitzender der Bienenzüchter im Landkreis Dillingen. Der Zusammenhang erschließt sich erst auf den zweiten Blick, denn der von ihm beklagte Rückgang der Blüten tragenden Pflanzen betrifft nicht nur die Bienen, sondern alle Blüten aufsuchende Insekten und damit auch die Vogelwelt unserer Heimat. Die Bienen hungern. Zwar ist die Situation bei uns in den Dörfern noch am erträglichsten und insofern sind die vielen prächtigen Hausgärten im Schwäbischen ein echter Segen, doch generell geht das Problem auch an unserer Heimat nicht vorbei.
„Mitten im Sommer sind Honigbienen dem Hungertod nahe.“ Dieser Alarmruf der Imker geht durch die Medien. Nach Ansicht der Experten leiden Bienen nicht nur unter dem schwülwarmen und regnerischen Wetter, sondern auch unter der Intensivierung der Landwirtschaft.
Das Naturprodukt Honig wird gemeinhin mit friedlicher Landidylle assoziiert. Seit dort allerdings Pflanzenschutzmittel und Insektengifte regieren, fühlen sich Bienen in urbaner Umgebung wohler. Davon profitieren jetzt Pariser Imker: Über den Dächern der französischen Millionenstadt fließt neuerdings Honig.
Die Wildbienen in Hessen zieht es derzeit aus Nahrungsmangel in die Städte. «Die Bienen fliegen aus dem Wald in die Gärten, um dort ihren Hunger zu stillen», sagte die Bienenexpertin des Naturschutzverbandes BUND, Brigitte Martin, in Darmstadt. Es gebe in Hessen flächendeckend wildlebende Imken, für diese sei es vor allem im Spätsommer schwer, ausreichend Nahrungsquellen zu finden. Schuld daran sei die zunehmende Versiegelung von Grünflächen sowie die Intensivierung der Landwirtschaft. Dadurch gebe es weniger Brachflächen.
Es gibt sie mancherorts noch, Bienenvölker, die ohne imkerliche Betreuung in hohlen Bäumen leben, unbenutzte Schornsteine oder Hohlräume hinter Fassaden beziehen. Kein Imker, der an ihre Honigvorräte geht und sich etwas davon nimmt. Aber auch kein Imker, der in Notzeiten das Bienenvolk durch Fütterung rettet. Wenn solche Bienenvölker dann im Sommer nicht genügend Nahrung finden, um ihre Wintervorräte aufzustocken, dann taucht das Phänomen des Hungerschwarms auf. Da raffen die Bienen dann die letzten Reserven zusammen, sozusagen als Reiseproviant, und gehen auf Wanderschaft, um eventuell an einem anderen Ort Nahrung und Quartier zu finden.
Es ist Anfang Juni. Als der Hobby-Imker seine Beute öffnet und nach den Bienen schaut, ist er mit dem Ergebnis recht zufrieden. Das Bienenvolk hat sich gut entwickelt, Tausende von Bienen bewegen sich zwischen den Wabengassen. Die Honigwaben sind gut gefüllt und in etwa einer Woche wird der Honig reif sein. Sprich, die Bienen werden es geschafft haben, durch ihre ständigen schnellen Flügelschläge und eventuell mehrmaliges Umtragen des Honigs von einer Wabenzelle in eine andere, dessen Feuchtegrad so weit verringert zu haben, dass er danach jahrelang haltbar bleibt.
Eine Woche später: Die Honigzellen sind nicht wie erwartet randvoll mit Honig und mit einer dünnen Wachsschicht verschlossen. Im Gegenteil, der Honig scheint weniger geworden zu sein. Spontan entscheidet der Imker, nicht zu schleudern und das weitere Geschehen abzuwarten. Wie vermutet finden die Bienen in den darauf folgenden Wochen kaum mehr blühende Pflanzen, von denen sie Nektar hätten gewinnen können. Beerensträucher, Kirsch- und Apfelbäume sind verblüht, die Wiesen abgemäht.
Eine Petition, gerichtet an die Zweite Kammer des niederländischen Parlaments und das Kabinett, zur schnellen Aktion gegen das fortschreitende Bienensterben kann auf eine große Unterstützung in der niederländischen Bevölkerung rechnen. Innerhalb eines Monats haben bereits mehr als 15.000 Bürger die Petition online unterschrieben. Der zuständige Minister Verburg möchte eine beschränkte Untersuchung durchführen lassen, schiebt aber notwendige Maßnahmen vor sich her. ‘Stoppt das Bienensterben’ fordert jedoch, dass Aktionen jetzt sofort erforderlich sind.
Katinka Schröder
Der Bär flattert heute nicht.
Die Geschichte beginnt Anfang der 90er Jahre, als in Frankreich außergewöhnlich viele Honigbienen starben, nachdem sie Pollen und Nektar auf Sonnenblumen- und Maisfeldern gesammelt hatten. Die im Stock arbeitenden Bienen starben an Milben und Krankheitserregern, die nie zuvor eine so große Sterblichkeit hervorgerufen hatten, und die Flugbienen verschwanden spurlos oder zeigten die typischen Symptome einer Pestizid-Vergiftung, indem sie zitternd vor dem Eingang des Stocks saßen. Die französischen Imker fragten die Bauern und erfuhren, daß diese zwei neue Insektizide einsetzten. Der Same werde damit behandelt, damit der Wirkstoff schon den Keim schützen und niedrig dosiert werden könne, da er auf diese Weise Bestandteil der Pflanze würde. Die Wirkstoffe hießen Fipronil und Imidacloprid und seien ihnen als bienenunschädlich verkauft worden.
Positionspapier, vorgelegt an NRC -NL am 29. April 2009 (von der Zeitungsredaktion gekürzt).
Der Tod ganzer Bienenvölker - wobei nicht nur ein paar Bienen, sondern das ganze Volk aus dem Bienenstock verschwindet - hat sich bei den niederländischen Imkern in den vergangenen sechs Jahren verdoppelt (siehe NRC, wissenschaftlicher Teil; 3. Februar 2009). Auch anderswo in Europa und in den Vereinigten Staaten ist die Zunahme der Bienenvölkerverluste alarmierend. In Teilen Chinas mussten die Obstbauern gezwungenermaßen zur Handbestäubung übergehen. Die Folgen eines weltweiten Sterbens der Bienenvölker für die Landwirtschaft und Natur können katastrophal sein. Zu Recht ist von einer drohenden weltweiten Bestäubungskrise die Rede.