Jahr für Jahr schwindet die Anzahl der Bienenvölker im Kanton Luzern. Der Luzerner CVP-Kantonsrat Urs Kunz ist besorgt: "Für den Menschen sind Bienen lebensnotwenig, da sie den grössten Teil der Pflanzen bestäuben. Und sie sind auch für die menschliche Nahrung unverzichtbar: ein Drittel der menschlichen Nahrung hängt unmittelbar von den Bienen ab." Urs Kunz möchte deshalb wissen, wie schlimm die Lage ist und was die Regierung dagegen tut.
Am vergangenen Samstag hat der Ramschieder Imker Dieter Vester vor seinem Bienenstand in Kiedrich sterbende und tote Bienen entdeckt. In den Bienenstöcken fehlten etwa 70 Prozent der Bienen, schätzt er. Das Verhalten der sterbenden Bienen deute auf einen Giftschaden hin, sagte er auf Anfrage. Bestimmte Pflanzenschutzmittel machten die Bienen orientierungslos, so dass sie nicht zum Stock zurückkehrten, sondern in der Landschaft verendeten. Vester vermutet, dass die Bienen durch Pflanzenschutzmittel getötet wurden, die Landwirte oder Gärtner verwendeten.
Das seit Anfang Mai sehr nasse und zu kühle Wetter schadet der Landwirtschaft: In Oberösterreich gibt es heuer um rund die Hälfte weniger Mostäpfel- und -birnen als im Vorjahr. Bienen konnten während der verregneten Blüte der Streuobstbäume kaum fliegen.
Oberbergischer Imkerhonig ist zurzeit Mangelware. Statt 10 bis 15 Kilogramm Honig pro Bienenstock, den 40- bis 50.000 Bienen bewohnen, kam diesmal so gut wie gar kein Honig heraus. Ein echtes Krisenjahr für die Imker.
Georg Kellner ist ratlos. Der Hobby-Imker muss um seine Bienen fürchten. Die fleißigen Völker sind durch den verregneten und kalten Mai vom Aussterben bedroht. Der Grund: Die Tiere fliegen bei einer Temperatur unter zehn Grad nicht aus. „Die Körperwärme reicht nicht aus, um das Ausschwärmen zu ermöglichen“, erklärt der Vorsitzende des Tölzer Imkervereins. Damit nicht genug: Die Kälte verhinderte außerdem das Blühen vieler Pflanzen. Die Bienen finden keinen Nektar für den Nachwuchs und die Königin stoppt ihre Eiablage. „Das habe ich in meiner Zeit als Imker noch nicht erlebt“, klagt Kellner, der sich seit 1963 mit der Bienenzucht beschäftigt. An eine Honigernte sei heuer nicht zu denken. Kellner hofft jetzt, dass wenigstens alle Tiere überleben. Schließlich verbrauchen sie 300 bis 400 Gramm Nektar am Tag.
Vor einer Verbreitung von gentechnisch verunreinigten Maispollen durch Bienen warnt der Imkerverband Mecklenburg-Vorpommerns: »Die Problematik beim Anbau des verunreinigten Saatgutes besteht darin, dass die Honigbiene den gentragenden Pollen überträgt»,erläutert Verbandsvorsitzender Wolf- Dieter Feldkamp. Über die Futterversorgung der Bienenvölker gelange der genveränderte Maispollen auch in den Honig.
Ohne Verluste hat der Hobbyimker Johann Oßwald aus Oberringingen seine 20 Bienenvölker durch den langen und harten Winter gebracht. Doch jetzt sterben seine Bienen plötzlich wie die Fliegen. Im Gras vor den Bienenkästen liegen Hunderte verendete Tiere, einige von ihnen bewegen sich noch schwach. „Die sterben dann innerhalb von knapp einer Stunde“, sagt der Imker. Für Johann Oßwald eine Katastrophe. Den möglichen Grund für das Bienensterben hat Johann Oßwald bereits ausgemacht. „Seit gestern wird auf den Feldern wieder sehr viel gespritzt, gegen das Unkraut im Mais“, sagt Oßwald. Schon im vergangenen Jahr, als der Raps im Herbst noch einmal blühte, seien viele Bienen nach einer Spritzaktion tot vor dem Stock gelegen.
Rund 30 Prozent aller Bienen in Baden-Württemberg haben nach Schätzung der Experten den vergangenen Winter nicht überlebt. Das sind bei rund 160 000 Völkern fast 50 000. Wieder einmal kämpfen die Imker um das Überleben ihrer Bienenvölker. So wie seit langer Zeit schon, denn die in der Natur unentbehrlichen Bestäuber von Blüten aller Art werden von vielen Seiten angriffen. Als man in Südbaden im Jahr 2008 dem Maiswurzelbohrer mit Clothianidin beikommen wollte, gingen fatalerweise auch 11 500 Bienenvölker zugrunde. Auch in Nordrhein-Westfalen müssen die Imker in diesem Jahr ein massenhaftes Bienensterben verkraften. Zwischen 20 und 30 Prozent aller Völker sind in den vergangenen Monaten zugrunde gegangen, wie der Vorsitzende des Imkerverbands Rheinland, Udo Schmelz, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp in Duisburg sagte.
Die Bienen sind in Gefahr und mit ihnen die ganze Artenvielfalt und die Bestäubung der Blüten, die wiederum Voraussetzung dafür ist, dass sich Früchte entwickeln können. Ohne Bienen kein Obst und kein Gemüse – die fleißigen Insekten leisten weit mehr für die Gesellschaft als nur deren Versorgung mit leckerem Honig. "Wir hatten herbe Völkerverluste zu beklagen", sagte Ralf Albert, Vorsitzender der Bonndorfer Imker, rund 50 Prozent der Bienenvölker hätten den Winter nicht überlebt, in manchen Regionen gingen die Verluste sogar bis 90 Prozent.
30 Prozent aller Bienen haben in der Schweiz den Winter nicht überlebt. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre unvermindert fort. Hochgerechnet beklagt die Schweizer Imkerei einen Verlust von 48'000 Bienenvölkern, was laut dem Verein Deutschweizerischer und Rätoromanischer Bienenfreunde zu einem Wertverlust von zehn Millionen Franken führt. «Der ökologische Verlust wiegt aber um ein Vielfaches schwerer», so der Verein in einer Mitteilung. Vizepräsident Robert Sieber präzisiert: «Die Biene steht in Bezug auf die Wertschöpfung an dritter Stelle - nicht wegen des Honigs, sondern wegen der Bestäubung. Die Lage ist ernst.»
Den Bienen gehts schlecht. So schlecht, dass der oberste Schweizer Imker Richard Wyss – er präsidiert den Verein deutschschweizerischer und rätoromanischer Bienenfreunde – kürzlich die Alarmglocken zog. Landesweit seien im vergangenen Winter mit knapp 50 000 Bienenvölkern fast 30 Prozent aller Bienen eingegangen. Diese Zahlen haben auch die grüne Baselbieter Landrätin Marie-Theres Beeler aufgeschreckt, die mittels Interpellation vom Regierungsrat wissen will, wie er dem Bienensterben begegnet. Nationalrätin Maya Graf (Grüne) verdächtigt das Saatgutbeizmittel Clothianidin, zum Bienensterben beizutragen. Sie forderte deshalb vom Bundesrat, dessen Zulassung zu sistieren. Doch ihre Motion wurde nur in der abgeschwächten Form des Postulats, wonach die Zulassung zu überprüfen ist, überwiesen.
Wo es normalerweise im Frühling summt und brummt, herrscht in diesem Jahr vielerorts Totenstille: In einigen Gebieten in Bayern fliegt kein einziges Bienenvolk mehr. Vor allem in Oberbayern, der Oberpfalz und in manchen Teilen Frankens gebe es 'überproportional hohe Winterausfälle', klagt der Fachberater für Imkerei im Bezirk Oberbayern, Arno Bruder. So seien die Bienenbestände in Oberfranken im Schnitt um 41,3 Prozent zurückgegangen, berichtet er unter Berufung auf eine telefonische Umfrage und Befragungen bei Imkertreffen.
Ein Bienensterben im Raum Karlsruhe könnte erneut mit dem Pflanzenschutzmittel Clothianidin zusammenhängen, befürchtet der Landesverband Badischer Imker. Imker hätten seit vergangener Woche viele tote Bienen mit typischen Vergiftungssymptomen vor ihren Stöcken gefunden. Bereits vor zwei Jahren waren durch mit dem Pestizid behandelte Maissaaten zahlreiche Bienenvölker am Oberrhein vernichtet worden. Der Einsatz des Wirkstoffs Clothianidin war deswegen untersagt worden. Allerdings nur zur Behandlung von Maissaaten. Für die Rapssaatbehandlung ist er weiter zugelassen. Der stellvertretende Vorsitzende des Landesverband Badischer Imker, Manfred Raff aus Linkenheim-Hochstetten (Kreis Karlsruhe), befürchtet daher, dass das neue Bienensterben damit in Zusammenhang stehen könnte.
Region Heilbronn - Für viele Wildbienenarten beginnt derzeit der Kampf ums Überleben. Ausgerechnet im üppigen Wonnemonat Mai wird vielen Insekten die Nahrung knapp. Blühende Natur und hungernde Bienen − wie passt das zusammen? Beliebte Gartenpflanzen wie Geranien oder Studentenblumen bieten zwar eine üppige Farbenpracht, für heimische Bienen sind exotische Züchtigungen jedoch völlig wertlos. Und wenn Wolf-Dieter Riexinger vom Umweltamt der Stadt Heilbronn derzeit im Grünen unterwegs ist, bietet sich ihm meist das gleiche Bild: Die Wiesen sind abgemäht und damit auch die Blüten, die Wildbienen zum Überleben brauchen.
Dem Mais ist es zu kalt. Auf die bisher viel zu niedrigen Temperaturen im Mai reagiert er nach einer Umfrage des Landvolkes Niedersachsen mit kümmerndem Wachstum und einer Vergilbung. Deutlich in der Entwicklung zurück sind auch die Gemüsekulturen. „Die Bestände wachsen rückwärts“, beschreiben die Landwirte das Verharren in einem Entwicklungsstand. Insbesondere wärmeliebende Gemüsearten wie Zucchini, Gurken, Kürbis aber auch Buschbohnen zeigen ihr Unbehagen gegen die Kälte mit Vergilbungen und einem deutlichen Entwicklungsrückstand. Auch die Obstbauern an der Niederelbe benötigen dringend einige warme Tage, damit die Bienen ihre Bestäubungsarbeit erledigen können. „Entweder ist es zu kalt oder zu nass für die Bienen“, beschreibt Dr. Karsten Klopp vom Obstbauberatungszentrum der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Jork die Situation.
Die offiziellen Zahlen sprechen von einem Verlust bis zu 25 Prozent. Doch Manfred Hederer, der Präsident des Berufs- und Erwerbsimkerbundes, und Arno Bruder, Fachberater für Imkerei beim Bezirk Oberbayern, schätzen die Verluste bei den Bienenvölkern in der Region weit höher ein. Die Nachfrage nach Völkern sei derzeit sehr hoch und das Angebot gering. Früher habe ein Imker vielleicht über den Winter maximal fünf Prozent seiner Völker verloren, heuer geht Manfred Hederer von einem Verlust von bis zu 50 Prozent aus.
Peter Maske (59), Präsident des Deutschen Imkerbunds: „Schon jetzt gibt es etwa ein Viertel weniger Bienen als sonst. Außerdem gibt es weniger Nektar, den sie in den Bienenstock zur Brut bringen können. Dadurch ist der Bienen-Nachwuchs gefährdet!“ Folgen: Der Honig wird knapp und teuer, auch die Obsternte fällt schlechter aus!
C.A. Brittain, M. Vighi, R. Bommarco, J. Settele, S.G. Potts, 2010
Zusammenfassung
Statt warmer Frühlingstage anhaltender Regen und niedrige Temperaturen: Die Imker im Landkreis Tübingen bangen um ihre ersten Honigernten aus den Obstgärten und Rapsfeldern. In diesem Jahr sind die Imker doppelt beunruhigt: zum einen, weil Regen und Kälte nicht aufhören wollen, und zum anderen, weil viele Imker im Winter überdurchschnittlich viele ihrer Honigbienen verloren haben. „Ein Drittel der Imker haben diesmal mehr als 30 Prozent ihrer Bienen verloren, manch einer sogar 80 Prozent“, weiß Peter Rosenkranz, der Leiter der Bundesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim.
Schweizer Imker warnen vor einer weiteren Dezimierung der Bienenbestände. Im vergangenen Winter ist laut dem Schweizer Verein der Bienenfreunde rund ein Viertel der Bienenvölker gestorben. Weitere 8% sind so geschwächt, dass sie nicht überleben werden. Der genaue Grund für das Bienensterben ist noch nicht bekannt. Zur Zeit sei die biologisch natürliche Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen durch Bienen in der Schweiz zwar noch nicht gefährdet. Laut Robert Sieber von der Schweizer Bienenzeitung ist es aber für eine Entwarnung zu früh, wie er gegenüber Radio Basel sagte. Im Moment sei der Aufbau eines "Bienengesundheitsdienstes" in vollem Gang.
Schleswig-Holstein färbt sich gelb – die Rapsblüte hat begonnen. Den langen, harten Winter hat die Ölpflanze gut überstanden. Einziges Problem: Es gibt zu wenig Bienen. Bienen können bewirken, dass die Erträge um bis zu 30 Prozent steigen. Dazu bräuchte man allerdings vier Völker pro Hektar Raps. Durch die Bestäubung werden die Schoten länger, die Körner größer. Von dieser Quote ist man im nördlichsten Bundesland jedoch weit entfernt. Der Winter hat die Bienenvölker im Norden weiter dezimiert – um knapp 20 Prozent.
„Der kalte Winter hat kaum eine Biene getötet”. Paul-Dieter Reher, Nordlüner Imker aus Leidenschaft, räumt mit einer Handbewegung die Sorgen beiseite, dass ein strenger Winter den Bienenvölkern den Garaus gemacht haben könnte. Reher betont, dass auch die gefährliche Varroamilbe seinen Bienen nichts habe anhaben könne. „Ich habe die Milbe rechtzeitig nach der Honigsaison bekämpft, so dass meine Bienenvölker nicht infiziert werden konnten. Mit Ameisensäure und Oxalsäure wurden die Bienen vor der für sie lebensgefährlichen Milbe geschützt. Reher, der seit über 20 Jahren Vorsitzender des Imkervereins Lünen (mit 24 Mitgliedern) ist, ist überzeugt, dass auch seine Imkerkollegen in der Stadt genau so umsichtig gehandelt haben, wie er selbst. Imker, deren Bestände durch die Varroamilbe dezimiert oder ganz vernichtet würden, hätten nicht rechtzeitig mit der Begasung der Völker mit den Bekämpfungsmitteln gehandelt. Was laut Reher (65) die Bienen tötet, sind seiner Erfahrung nach Umweltgifte.
Auch Bienen brauchen Abwechslung – zumindest, was ihren Speiseplan angeht. Große Monokulturen sind Bienenzüchtern deshalb ein Dorn im Auge. Bienen, die sich einseitig ernähren, falle es schwerer, harte Winter zu überstehen, erklärte Franz Vollmaier, Vorsitzender des Verbands Bayerischer Bienenzüchter. Hinzu komme der sogenannte Ernteschock: Über längere Zeit finden die Bienen saftige Wiesen und reichlich Pollen vor und stellen sich dadurch auf gute Zeiten ein. Doch dann werden alle Pflanzen einer Monokultur innerhalb weniger Tage geschnitten – und die Nahrung für die Tiere ist mit einem Mal weg. Die Imker fordern deshalb übereinstimmend mehr Vielfalt in der Pflanzenwelt und damit mehr verschiedene Pollen für ihre Bienen.
Manfred Gerber ist Imker aus Viernheim und erinnerte in seiner Rede auf der Hauptversammlung der Bayer AG am 30.April 2010 Vorstand und Aktionäre an ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt und den Menschen:„Guten Tag, sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte Ihnen als Mitglied des Umweltbund e.V. einen Überblick zur Situation der Bienenvölker und Nutzinsekten sowie deren Umfeld in Deutschland verschaffen. Leider ist das Wohl unserer Bienen mit dem Erfolg der Geschäftstätigkeiten der Firma Bayer AG eng verknüpft, denn unsere Bienen sammeln Nektar und Pollen die Ihre Produkte aus dem Pflanzenschutzmittelbereich enthalten, wie lecker! Wie Sie, meine sehr verehrten Aktionärinnen und Aktionäre sicherlich ahnen können, sind diese Mittel sehr wirksam. So wirksam, dass Pestizidrückstände im Bienenbrot und im Honig unsere Bienen derart schädigen, dass ein Imkern in Koexistenz zur konventionellen Landwirtschaft nicht mehr möglich zu sein scheint. In diesem Winter 2009/2010 sind nach Schätzungen von Fachleuten des Umweltbund e.V. in Deutschland je nach Region zwischen 30 und 60 % der Bienenvölker verendet. Das sind im Schnitt etwa 20 - 50 % mehr als üblich."
Mehr als 30 % der deutschen Bienenvölker können in diesem Frühjahr kein Obst bestäuben. In einigen Gebieten sind mehr als 60 % der Bienenvölker eingegangen. Die betroffenen Bienenzüchter können den Abwärtstrend nicht mehr aufhalten. Seit der Einführung der systemischen Pestizide in der Landwirtschaft vor 10 Jahren ist die Zahl der gehaltenen Bienenvölker um mehr als die Hälfte geschrumpft. Im Nahrungsdepot der Bienenvölker finden sich mittlerweile mehr als 50 chemische Substanzen, die größtenteils aus der Landwirtschaft stammen und im Honig, streng genommen, gar nichts zu suchen haben. Einige dieser Substanzen stehen seit mehreren Jahren im Verdacht, für das weltweite grassierende Bienenvolksterben verantwortlich zu sein. Insbesondere die Neonicotinoide Clothianidin und Imidachloprid der Firma Bayer AG, verursachen seit deren Zulassung als Insektizide in Europa erhebliche Verluste bei den Imkern.