„Uns drohen stumme Sommer“, warnt Erich Wiedemann aus Wittislingen, seines Zeichens Hobbyimker und Kreisvorsitzender der Bienenzüchter im Landkreis Dillingen. Der Zusammenhang erschließt sich erst auf den zweiten Blick, denn der von ihm beklagte Rückgang der Blüten tragenden Pflanzen betrifft nicht nur die Bienen, sondern alle Blüten aufsuchende Insekten und damit auch die Vogelwelt unserer Heimat. Die Bienen hungern. Zwar ist die Situation bei uns in den Dörfern noch am erträglichsten und insofern sind die vielen prächtigen Hausgärten im Schwäbischen ein echter Segen, doch generell geht das Problem auch an unserer Heimat nicht vorbei.
„Mitten im Sommer sind Honigbienen dem Hungertod nahe.“ Dieser Alarmruf der Imker geht durch die Medien. Nach Ansicht der Experten leiden Bienen nicht nur unter dem schwülwarmen und regnerischen Wetter, sondern auch unter der Intensivierung der Landwirtschaft.
Es gibt sie mancherorts noch, Bienenvölker, die ohne imkerliche Betreuung in hohlen Bäumen leben, unbenutzte Schornsteine oder Hohlräume hinter Fassaden beziehen. Kein Imker, der an ihre Honigvorräte geht und sich etwas davon nimmt. Aber auch kein Imker, der in Notzeiten das Bienenvolk durch Fütterung rettet. Wenn solche Bienenvölker dann im Sommer nicht genügend Nahrung finden, um ihre Wintervorräte aufzustocken, dann taucht das Phänomen des Hungerschwarms auf. Da raffen die Bienen dann die letzten Reserven zusammen, sozusagen als Reiseproviant, und gehen auf Wanderschaft, um eventuell an einem anderen Ort Nahrung und Quartier zu finden.
Es ist Anfang Juni. Als der Hobby-Imker seine Beute öffnet und nach den Bienen schaut, ist er mit dem Ergebnis recht zufrieden. Das Bienenvolk hat sich gut entwickelt, Tausende von Bienen bewegen sich zwischen den Wabengassen. Die Honigwaben sind gut gefüllt und in etwa einer Woche wird der Honig reif sein. Sprich, die Bienen werden es geschafft haben, durch ihre ständigen schnellen Flügelschläge und eventuell mehrmaliges Umtragen des Honigs von einer Wabenzelle in eine andere, dessen Feuchtegrad so weit verringert zu haben, dass er danach jahrelang haltbar bleibt.
Eine Woche später: Die Honigzellen sind nicht wie erwartet randvoll mit Honig und mit einer dünnen Wachsschicht verschlossen. Im Gegenteil, der Honig scheint weniger geworden zu sein. Spontan entscheidet der Imker, nicht zu schleudern und das weitere Geschehen abzuwarten. Wie vermutet finden die Bienen in den darauf folgenden Wochen kaum mehr blühende Pflanzen, von denen sie Nektar hätten gewinnen können. Beerensträucher, Kirsch- und Apfelbäume sind verblüht, die Wiesen abgemäht.
Katinka Schröder
Der Bär flattert heute nicht.
Die Geschichte beginnt Anfang der 90er Jahre, als in Frankreich außergewöhnlich viele Honigbienen starben, nachdem sie Pollen und Nektar auf Sonnenblumen- und Maisfeldern gesammelt hatten. Die im Stock arbeitenden Bienen starben an Milben und Krankheitserregern, die nie zuvor eine so große Sterblichkeit hervorgerufen hatten, und die Flugbienen verschwanden spurlos oder zeigten die typischen Symptome einer Pestizid-Vergiftung, indem sie zitternd vor dem Eingang des Stocks saßen. Die französischen Imker fragten die Bauern und erfuhren, daß diese zwei neue Insektizide einsetzten. Der Same werde damit behandelt, damit der Wirkstoff schon den Keim schützen und niedrig dosiert werden könne, da er auf diese Weise Bestandteil der Pflanze würde. Die Wirkstoffe hießen Fipronil und Imidacloprid und seien ihnen als bienenunschädlich verkauft worden.