Petition ‘Stoppt das Bienensterben’ läuft Sturm

Eine Petition, gerichtet an die Zweite Kammer des niederländischen Parlaments und das Kabinett, zur schnellen Aktion gegen das fortschreitende Bienensterben kann auf eine große Unterstützung in der niederländischen Bevölkerung rechnen. Innerhalb eines Monats haben bereits mehr als 15.000 Bürger die Petition online unterschrieben. Der zuständige Minister Verburg möchte eine beschränkte Untersuchung durchführen lassen, schiebt aber notwendige Maßnahmen vor sich her. ‘Stoppt das Bienensterben’ fordert jedoch, dass Aktionen jetzt sofort erforderlich sind.

Der Anlass dazu ist das massenhafte Sterben unter den Bienenvölkern in den Niederlanden. In den Provinzen Süd-Holland und Flevoland ist das jährliche Sterben bis zur Hälfte aller Bienenvölker fortgeschritten. Das ist sechs Mal höher als normal. Die Zahl der Honigbienen, aber auch der wilden Bienen, geht hierdurch stark zurück, wodurch eine unzureichende Bestäubung entsteht.
Inzwischen hat sich bestätigt, dass eine in immer größerem Umfang zugelassene Gruppe von Insektiziden, die Neonicotinoiden, für Bienen sehr schädlich ist. Diese greifen auf schleichende Weise das Navigations- und Lernvermögen der Bienen an, wodurch die Bienenkolonie geschwächt wird und schließlich stirbt. Niederländische Wissenschaftler nennen das Zulassen dieser Mittel unverantwortlich. Die Mittel sind schwer abbaubar und werden jetzt im Oberflächenwasser gefunden - in sehr hohen Konzentrationen, die weit über dem gesetzlichen Grenzwert liegen. Der Nektar und Blütenstaub der wilden Pflanzen, die dieses verunreinigte Wasser aufnehmen, werden für Bienen schädlich. Vor kurzem haben daher Wissenschaftler das Kabinett aufgerufen, die Verwendung dieser neuen Mittel einzuschränken und gegen die Wasserverschmutzung vorzugehen.
In der Petition wird daher gefordert, die Verwendung dieser Art von Insektiziden zu stoppen. Darüber hinaus rufen die Verfasser das Kabinett auf, sich für unterstützende Maßnahmen einzusetzen, wie die Förderung des Anpflanzens von tragenden Pflanzen und die Unterstützung des überalternden Imkerwesens in den Niederlanden.
Der Naturschützer Jaap Molenaar, Imker Peter Slootweg und Wissenschaftler Jeroen van der Sluijs (Universität Utrecht) sind die Initiatoren dieser Petition.
Sie hoffen, vor dem 1. Oktober 2009 40.000 Unterschriften zu sammeln, die dann der ständigen Kammerkommission für Landwirtschaft, Naturschutz und Nahrungsmittelqualität vorgelegt werden.

Der Text der Petition lautet folgendermaßen:

Wir, die beunruhigten Bürger der Niederlande, stellen fest:

  • dass in den Niederlanden (und vielen anderen Ländern) die Zahl der Honigbienen und deren wilder Artgenossen stark zurück geht.
  • dass das Sterben der Bienenvölker landesweit mit 20% im Jahr 2008 etwa 3x höher liegt als das normale Sterben und dass in den Provinzen Süd-Holland, Flevoland und in Teilen der Provinz Nord-Holland die Sterbezahlen 50% oder mehr sind (6x höher als das, was normal ist).
  • dass der Bienenbestand ein Indikator für die gesamte ökologische Gesundheit unseres Lebensraums ist.
  • dass die Bestäuber - mit der Honigbiene in der Hauptrolle – von entscheidender Bedeutung für die Landwirtschaft und Natur sind.
  • dass der Kollaps des Bienenbestands große und unumkehrbare Folgen für die Nahrungsmittelherstellung und die Biodiversität haben kann.

und fordern:die ständige Kommission für Landwirtschaft, Naturschutz und Nahrungsmittelqualität auf, beizutragen zu der Realisierung:
1. eines Moratoriums über die Verwendung der Insektizide Imidacloprid, Clothianidine und Thiamethoxam, die wegen ihrer sub-letalen, schädlichen Wirkungen auf Bienenkolonien bekannt sind.
2. einer Ausweitung der erforderlichen Tests bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln derart, dass diese die sub-letalen Wirkungen auf Bienenkolonien nicht länger außer Acht lassen.
3. einer besseren Information über die und einer verstärkten Forschung nach den bienenfreundlichen Pflanzenschutztechniken zur Bekämpfung von schwierigen Plagen in der Landwirtschaft und im Gartenbau, wo jetzt zu schnell zu Imidacloprid gegriffen wird.
4. einer stärker multidisziplinär orientierten Vorgehensweise bei der Untersuchung des Bienensterbens in den Niederlanden, durch das Einbeziehen eines breiteren Konsortiums von Wissenseinrichtungen und von Expertenwissen, das sich auf weitere Faktoren ausrichtet, die möglicherweise von Bedeutung sind für das Verstehen und Bekämpfen des außergewöhnlich hohen Bienensterbens in den Niederlanden.
5. einer Einführung einer aktiven Meldepflicht der Wasserbehörden und der Trinkwasserbetriebe gegenüber den Imkervereinigungen über alle festgestellten Grenzwertüberschreitungen von Rückständen von für Bienen schädlichen Insektiziden im Oberflächenwasser und im Trinkwasser (Imidacloprid, Clothianidine und Thiamethoxam).
6. einer effektiven Vollzugsstrategie zu den Maximal Zulässigen Risiko (MTR) Niveaus im Oberflächenwasser und Trinkwasser, wobei allen für Bienen sehr giftigen Insektiziden (Imidacloprid, Clothianidine und Thiamethoxam) besondere Priorität eingeräumt werden muss.
7. einer Verschärfung des MTR-Niveaus für Imidacloprid, Clothianidine und Thiamethoxam, so dass die Bienenvölker besser geschützt sind.
8. einer öffentlichen grünen Politik, die ausdrücklich auf die Vergrößerung der Diversität des Pollenangebots (hinsichtlich der Arten und der Verteilung über die Monate des Jahres) für Bienen ausgerichtet ist, insbesondere in der Landwirtschaft, im Gartenbau und in Blumenzwiebelgebieten, u. a. durch das gezielte Anpflanzen einheimischer Bienenpflanzen, die im Herbst blühen.
9. einer aktiven Politik zur Förderung und Professionalisierung der Imkerei, um hinsichtlich der Folgen der Überalterung der heutigen Imker und des abnehmenden Interesses an diesem sehr wichtigen Handwerk einen neuen Kurs einzuschlagen.

Die Petition finden Sie im niederländischen Petitionsschalter unter http://stopbijensterfte.petities.nl

Recent